Mein Jahresrückblick 2019

jahresrückblick

Oh 2019, du warst so gut zu mir. Wenn ich dieses Jahr mit nur einem Wort beschreiben müsste, wäre es Intuition. Menschen gehen lassen, anderen einen Blick in mein Innerstes erlauben. Schnell leben, dann wieder alles ganz langsam werden lassen, vertrauen und mich selbst kennenlernen. Frei sein, planlos, und dennoch genau zu wissen, dass alles gerade gut ist, wie es ist.

Januar

Tatendrang. Oh wie schön ist dieses Gefühl, in eine Routine zu finden, Ziele zu setzen und diesen Schritt für Schritt näher zu kommen. So sehr ich das Vor-Mich-Hinleben im Dezember genossen hatte – ein Stück weit hatte ich mich dabei auch selbst verloren. Ich bin ein Mensch, dem Struktur und ein gewisses Arbeitspensum unglaublich gut tun. Ich brauche eine goldene Mitte – nicht zu gestresst, nicht zu voll im Kopf, aber beschäftigt und voller Euphorie für die Dinge, die bevorstehen. Im Nachhinein betrachtet war der Januar, vergleichen mit den zwei Monaten zuvor, das andere Extrem. Viel Arbeit, Endspurt im Studium, ein neuer Sportplan, die Wohnung umstellen. Ich habe dieses Extrem, und auch die andere Seite zuvor, gebraucht, um dann irgendwann Wochen später die Balance zu finden. Januar war gut. Anstrengend, kräftezehrend, aber auch belohnend und wichtig für mich. 

Februar

Diese Bachelorarbeit. Wie sie mir beinahe den letzten Nerv geraubt hätte, wie ich ohne die Hilfe einer lieben Onlinefreundin niemals durchgekommen wäre. Wie mich jede der 30 Tabellen auf die Palme gebracht hat. Wie ich dachte „Solange du irgendwas mit dem richtigen Seitenumfang abgibst, wirst du schon nicht durchfallen“. Sehr bezeichnender Gedanke, der sich irgendwie durch die 5 Semester Studium gezogen hat. Am Ende dann doch irgendwie durchgekommen, meinen Verstand bewahrt, in 24 Stunden alles binden lassen und abgegeben. Finito, endlich!

März

Amsterdam. Den Kopf in Watte packen, lachen, in den Tag leben. Ohne Ende geiles veganes Essen suchen, Vodka trinken und morgens um 5 merken, dass das eine miserable Idee war. Durch die Nacht tanzen in Clubs, die man normalerweise eigentlich meiden würde. Dazwischen ein bisschen Alibisport und viel Herumgelaufe. 

Dann noch Berlin. Unser Apartment in Neukölln mit dem süßen Hund, die kleinen Cafés, Vintageläden und ersten Sonnenstrahlen. Berlin und ich – das ist was richtig Ernstes! Ich fühle mich in Berlin so wohl, so voller Leben. Ich habe das Gefühl, diese Stadt lässt mir Raum, um mich zu entfalten, gaukelt mir aber keine falsche Harmonie vor. Berlin ist mal hässlich und dunkel, mal holt mich jeder Anblick auf den Boden der Tatsachen zurück. Aber die Stadt ist ehrlich und unverfälscht. Man weiß, woran man ist und die Dinge, die schön sind, sind WIRKLICH schön. Um Berlin zu verstehen, muss man länger dort gewesen sein. Es ist wie mit einem griesgrämigen Verwandten, über den man sagt: „Er ist ein wenig schwierig am Anfang, aber wenn man ihn mal kennt, schließt man ihn total ins Herz“. 

April

Bali. Was hat diese Insel bloß mit mir gemacht. (Achtung, jetzt folgt der ekelhafteste, Millennial-Klischee-Absatz, den ihr über mein Jahr lesen werdet!) Ich habe in Bali so sehr zu mir gefunden, habe gelernt, anders auf Menschen zuzugehen und mir selbst erlaubt, glücklich zu sein. Schon nach 24 Stunden hatte ich das Gefühl, angekommen zu sein und wenn ich jetzt meine Bilder ansehe, beneide ich die Julia von April um ihr Strahlen in den Augen. In Bali habe ich meinen liebsten Marmeladenglasmoment von 2019 erlebt: nachts im Single Fin zu „Sweet Disposition“ tanzen – alle summen mit, der Dancefloor bebt voller Energie, um uns fremde Menschen, die sich in diesem Moment so vertraut anfühlen, Hitze, die das Bewegen eigentlich unerträglich macht, aber ein Gefühl von grenzenloser Freiheit. 3 Wochen Hitze, Surfen, indonesisches Street Food und die schönsten Sonnenuntergänge meines Lebens haben mir so viel Positives mitgegeben, dass ich, als wir in Wien zurück waren, mit einer ganz neuen Leichtigkeit durchs Leben gegangen bin.

Mai

Veränderung. 15cm Haare weniger, zwei neue Tattoos – Nummer 3 und 4 dieses Jahr. Nach 3 Wochen in Wien direkt auf ins nächste Abenteuer. Den Frühling im Hydepark genießen, das beste vegane Essen in London suchen und um 3 Uhr nachts mit Pommes in der Hand durch die Stadt laufen. Im Mai habe ich einige der schönsten Momente erlebt, aber jobtechnisch auch mal richtig Mist gebaut. Jede Schwierigkeit bringt allerdings Wachstum mit sich und so habe ich meine Prinzipien noch klarer definiert und gelernt, wie ich in Zukunft auf keinen Fall mehr arbeiten möchte. Wer weiß, wie das weitere Jahr verlaufen wäre, hätte ich diesen Fehler nicht gemacht. Ende gut, alles gut.

Juni

Juni, als Wien endlich auch verstanden hat, dass es nun mal Zeit für Sommer, Sonne und Wärme ist. Nachts am Donaukanal liegen und in die Sterne schauen, ohne Jacke um die Häuser ziehen, viel lachen, viel leben, mit Fremden knutschen, durch den Regen tanzen. Juni war schön, leicht und so befreit. Juni war der Startschuss für einen Sommer voller Glücksmomente und so manches, das im Juni passiert ist, hat mein Jahr, oder vielleicht sogar mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Mein erster Lifeball, die Europride in Wien – viele Nächte, die zum Tag gemacht wurden und darauffolgendes Ausgleichsgemüse und viel Sport. Leben in Balance, oder so.

Notiz aus meinem Journal:

Sie nennen es verrückt – nennen uns verrückt. Aber wir lieben die Verrücktheit, lieben es, gegen Konvention und mit Intuition zu handeln. Verrückt, aber mit einem Kribbeln im Bauch. 

Juli

Mein Juli ging weiter, wie der Juni aufgehört hatte – mit Leichtigkeit im Herzen. Viel Sport, viel gesundes Essen und dazwischen ein wenig Unvernünftigkeit. Day-Raves, Festivals und dann den Rucksack packen für 3 Wochen Berlin und Köln. Berlin im Sommer gab mir nochmal ein ganz neues Gefühl von Sommer und Freiheit. Jeden Tag losziehen, in Cafés arbeiten, schreiben, lesen, trainieren, jeden Tag andere Chancen wahrnehmen. In Berlin ticken die Uhren anders, Menschen gehen anders aufeinander zu. Ich habe viele Dinge zum ersten Mal gemacht – war das erste Mal auf einem Podcastfestival, das erste Mal mit meinen Airbnb Mitbewohnern feiern, das erste Mal bei einem Ecstatic Dance. Ich habe mich getraut, Geschichten zu schreiben, an die ich jetzt lächelnd zurückdenke. Ich hatte eine fabelhafte Zeit mit Alexa, habe aber auch jede Minute alleine genossen. Alleine, aber niemals einsam. Dann ging es nach Köln zu Jeannine, wir haben beschlossen zusammenzuziehen und das Jahr wurde noch ein wenig mehr fabelhaft. Ende Juli war ich wieder in Berlin, habe den ganzen Tag auf dem CSD getanzt, zu viel Wein getrunken und meinen Körper mit Pad Thai wiederbelebt. Zum ersten Mal in diesem Jahr wurde ich kurzzeitig richtig krank, hatte eine 3-Tages-Blitzgrippe und bekam ein wenig die Abrechnung für meinen gesunden Lebensstil in den 3 Wochen davor. 

Notiz aus meinem Journal:

Berlin ist, wenn du im rosa Glitzerbikini in der U-Bahn Klimmzüge machst und es nicht mal die Person direkt vor dir kümmert. Keine Blicke, kein Urteil. 

August

Wie jedes Jahr habe ich realisiert, dass August nicht mehr Hochsommer ist. August fühlt sich abends nach Herbst an, was irgendwie schön ist, mich aber auch melancholisch stimmt. Wie immer verging der Sommer zu schnell und ich wusste, dass ich die Leichtigkeit vermissen werde. Mein Körper hat mir für etwas mehr Vernunft, mehr Training und mehr Selbstkochen gedankt. Ansonsten ist im August nicht viel passiert, was mir angesichts des ereignisreichen Julis sehr in die Karten gespielt hat. 

September

Mykonos. Noch ein letztes Mal Sommer und Sonne, Meer, griechisches Essen und griechischer Wein. Ich habe mich für die Crossfit Open angemeldet, viel Sport gemacht und einen neuen Trainingplan begonnen – wieder mehr Crossfit, Weightlifting, Gymnastics und harte Workouts. Ende September wurde dann noch mein Geburtstag gefeiert, die gesamte Wohnung umgestellt und renoviert und Jeannine ist nach Wien gezogen. Mit dem Ende des Sommers ist auch viel Ruhe und Gemütlichkeit eingekehrt und mein Fokus hat sich stark auf Training und Ernährung verlagert. 

Oktober

Wenn ich an Oktober denke, denke ich an Crossfit, die Open, sportliche Ziele und neue Herausforderungen. Dank der Zone.Fit Challenge habe ich beim Training Vollgas gegeben und konnte fast jede Woche neue PR’s erzielen. Die Open sind für mich optimal gelaufen und in beinahe jedem Workout habe ich meine eigenen Erwartungen übertroffen. Der Spirit der Crossfit Box hat mich unfassbar beflügelt und ich habe die Community nochmal mehr schätzen gelernt.

Wien hat uns dieses Jahr den schönsten goldenen Herbst seit Jahren geschenkt und ich konnte kaum genug bekommen von den bunten Farben, dem Laufen im Laub und den milden Temperaturen. Ich hatte mir fest vorgenommen, dieses Lebensgefühl mit in den November zu nehmen. Ob das geklappt hat? Semi!

November

November war hart. Die schönen Momente wurden in meinem Kopf oftmals von Melancholie und Leere überschattet und es fiel mir unfassbar schwer, mich selbst aus diesem Loch zu ziehen. Viele Menschen in meinem Umfeld hatten eine schwierige Zeit, mental oder gesundheitlich. Ich habe die Gefühle der anderen in mich aufgesaugt wie ein Schwamm und gerade gegen Ende des Monats haben mich kleine Dinge aus der Bahn geworfen. Es war ein wenig, als würde ich das Gas voll durchdrücken, aber von einem Seil zurückgezogen werden. Dennoch gab es natürlich Lichtblicke, schöne Stunden mit meinen liebsten Menschen, Food Dates, gute Trainingseinheiten und tolle Projekte. Ende November konnten wir Jeannines Abschluss vom Medizinstudium feiern, ich habe das HYROX gemeinsam mit ein paar Trainingsfreund_innen gerockt und ich habe langsam gemerkt, wie die Arbeit weniger intensiv und stressig wird. 

Dezember

Die Welt steht Kopf. Anfang Dezember konnte ich endlich durchatmen und obwohl sich die Probleme nicht in Luft aufgelöst haben, ist eine riesen Last von mir abgefallen. Müsste ich meinen Dezember in 3 Worten beschreiben, wären diese „Unverhofft kommt oft“. So vieles ist passiert, mit dem ich nicht gerechnet hätte und plötzlich war eine ganz neue Leichtigkeit da –die Leichtigkeit, die ich auch im Sommer verspürt hatte. Konzerte, Tanzen, die Nacht zum Tag machen. Ein oder zwei Gläser Wein mit Freunden, das weiche Gefühl im Kopf und die schönen Gespräche, die der Wein mit sich bringt. Graz, Prag, dann wieder Wien und das wahrscheinlich schönste Silvester überhaupt mit 3 der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Nachts auf der Dachterrasse tanzen, Sekt köpfen, Lachen und angekommen sein.

3 Comments

  • Reply Ann-Sophie 4. Januar 2020 at 18:15

    Das war so wundervoll zu lesen und ich bin sehr sentimental geworden! Du kannst so schön schreiben und Bilder und Emotionen in mir aufleuchten lassen! Ich danke Dir dafür.

  • Reply Ursula 11. Januar 2020 at 16:41

    Du hast ja viel erlebt im vergangenen Jahr 🙂 Ich freue mich schon auf deine Beiträge 2020. Mein Highlight im letzten Jahr war ja ein Aufenthalt im Defereggental Hotel 🙂

  • Reply bwerpipes agtech 14. April 2024 at 1:49

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