Leseliste Winter 2018

Leseliste

„Wir wir lieben“ – vom Ende der Monogamie – Friedemann Karig

Ich habe dieses Buch auf Empfehlung meiner Freundin Diana gelesen und mich in so vielen Passagen wiedergefunden. Das Buch wettert nicht gegen Monogamie, sondern hinterfragt sie auf unterschiedlichsten Ebenen. Es werden Geschichten von Paaren erzählt, die sich für ein alternatives Modell entschieden haben und mehr oder weniger glücklich und erfolgreich damit waren. Dazwischen gibt es Kapitel, die von den biologischen und geschichtlichen Hintergründen von Monogamie, Liebe und Beziehungen handeln. Es geht nicht um offene Beine, sondern viel mehr um offene Köpfe. Er hinterfragt, warum offene Beziehungen oder Polyamorie auf viel Skepsis stoßen, obwohl die meisten Menschen kein klassisches Monogamiemodell leben, sondern eher serielle Monogamie oder Monogamie, die von Untreue geprägt ist. 

„Jasper will das alles lange nicht eine „offene Beziehung“ nennen, „weil wir immer über alles reden, nichts einfach so passiert. Ich bin immer ein Teil von dem, was sie macht. Es ist Teil unserer Beziehung. Nicht irgendwas außerhalb davon“

„Stellen Sie sich also vor, Ihre Beziehung wäre Partythema, immer wieder, egal, ob positiv oder negativ. Stellen Sie sich vor, die meisten begegnen ihnen zwar freundlich, aber oft mit einem mehr oder weniger passiv-aggressiven „für mich wäre das nichts“, das laut Boehm eine der am häufigsten wiederkehrenden Reaktionen auf Polyamorie ist. Stellen Sie sich vor, Ihre Art zu lieben würde andere spürbar irritieren. Freiheit sieht anders aus.
Warum so viel Ablehnung?
Viktor hat da eine Theorie: „Je mehr etwas vom Status-Quo als Bedrohung für den Status-Quo aufgefasst wird, desto problematischer ist es. Polyamorie scheint dabei eines der letzten Tabus. Weil auch viele geheime Sehnsüchte, sowohl von Männern als auch von Frauen, eine Rolle spielen. Aber das darf wiederum nicht offen gesagt werden.“


[…] Strohmann Vorwurf: „Sollen wir also jetzt alle freie Liebe machen?“. Das fragen mich viele. Wohl wissend, dass niemand jemals so etwas behauptet oder gar gefordert hätte. Alleine die Existenz einer Alternative scheint Menschen schon so unter Druck zu setzen, dass sie es als Gebot auffassen. „Das wird sich doch nicht durchsetzen“, stellen sie halb erschrocken, fast erleichtert fest. Und sie haben recht. Soll es ja auch nicht. Es soll nur friedlich und frei koexistieren.

Am liebsten würde ich noch 50 weitere Passagen anführen. Das Buch bringt Offenheit und Verständnis in die Köpfe der Menschen und ich kann es euch nur ans Herz legen. 

Sonne und Beton – Felix Lobrecht

Jenen, die mir auf Instagram folgen, wird nicht entgangen sein, dass ich ein riesen Fan vom Podcast „Gemischtes Hack“ bin. Einer der beiden, Felix Lobrecht, hat vor einigen Monaten ein Buch veröffentlicht. „Sonne und Beton“ handelt vom Leben von Jugendlichen in Neuköln und Felix sagt über das Buch „er wünschte, er hätte mehr erfinden müssen“. Viele seiner persönlichen Erfahrungen haben die Storyline des Buchs geprägt und man bekommt einen Einblick über das „echte“ Leben in Berlin Neuköln. Ich habe das Buch innerhalb von 24 Stunden durchgelesen und bin ziemlich in die Geschichte eingetaucht. 

Kann man mal machen – mirellativegal

Das Buch der Youtuberin Mirella hat mich begeistert, weil sie viele Themen anspricht, die mich täglich beschäftigen. Es handelt unter anderem von Feminismus, der „schönen“ Instagramwelt, der #metoo Debatte, Body Positivity und Selbstfindung. Mirella ist ehrlich und direkt, schert sich nicht darum, dass sich eventuell jemand auf den Schlips getreten fühlen könnte. Sie ist für mich das perfekte Beispiel dafür, dass es so viele Youtuber, Influencer und co. gibt, als souveräne Meinungsbildner*innen fugieren. 

„Lieber ängstlicher, verwirrter Mann im 21. Jahrhundert: Wenn es deine größte Sorge ist, keine Frau zu finden, die freiwillig und mit eindeutiger Zustimmung mit dir ins Bett geht, wenn du nicht verstehst, wieso ein Kompliment über das Dekolleté der Kollegin weniger angebracht ist als ein Kompliment über ihre Arbeitsleistung, wenn dir nicht einleuchtet, wieso ein „Ey, du geile Sau“ nicht umgehend dazu führt, dass eine Dame geschmeichelt errötet, wenn es dir sauer aufstößt, dass ein Nein mittlerweile nicht nur semantisch, sondern auch juristisch „Nein“ bedeutet und nicht etwa „Versuch es ruhig weiter, ich ändere bestimmt noch meine Meinung, denn der Appetit kommt ja bekanntlich beim Essen“, dann hast du noch ein viel größeres Problem als die #MeToo-Debatte.

„[…] Sollten andere Frauen das anders sehen als ich, bitte. Wenn sie damit fein sind, bevormundet zu werden, oder es gar nicht als Bevormundung empfinden – go for it. Ich maße mir nicht an, beurteilen zu können, für welche Frau welche Situation belastend ist.
Aber indem sich Frauen hinstellen und gegen Feminismus wettern, berauben sie andere Frauen der Freiheit, ihr Leben zu ändern. Wenn sie sich selbst nicht betroffen fühlen, dann ist das wunderbar. Das bedeutet nicht automatisch, dass auch niemand sonst betroffen ist. […]“

„Sogar Frauen fühlen sich bemüßigt, eine gewisse Überlegenheit dem Ganzen gegenüber zu demonstrieren, indem sie gehässig auf die „anstrengenden, uncoolen Feministinnen“ herabsehen. Weil es ja auch so uncool ist, einen Standpunkt zu verteten. Weil es ja so uncool ist, selbstbestimmt zu leben. Weil es ja so uncool ist, über den eigenen Körper zu verfügen. Und weil es ja auch für alle anderen so unglaublich anstrengend ist, wenn einige Frauen einfordern, das machen zu können, was sie wollen – ohne Angst vor sexuellen Übergriffen oder Ausgrenzung haben zu müssen. Wow, ist das uncool!“

Lange Beine, kurze Lügen – Michael Buchinger 

Michi Buchingers zweites Buch handelt, wie man dem Titel entnehmen kann, vom Lügen. Er erzählt Geschichten aus seinem Leben, vorwiegend seiner Jugend. Ich habe schon sein erstes Buch verschlungen und bin einfach ein riesen Fan von seinem trockenen Humor. Durch seine Videos und Podcasts hat man beim Lesen auch automatisch seine Stimme im Kopf, was das Ganze nochmal amüsanter macht. 

In manchen Nächten hab ich einen anderen – Anna Zimt

Dieses Buch habe ich innerhalb weniger Stunden auf der Busfahrt nach Berlin durchgelesen und habe die Offenheit und die lebendige Erzählweise von Anna Zimt als sehr fesselnd empfunden. Sie erzählt unverblümt von ihrer offenen Beziehung zu Max, von Problemen, Hindernissen, dem Gefühl, auf soziale Intoleranz zu stoßen und der großen Liebe. 

Aus diesem Buch stammt auch mein Lieblingszitat:

„Pfeffi, Freiheit, Liebe, Berlin!“

„[…] Vielleicht sogar auf einer verknallten Wolke schweben. Und trotzdem ändert das nichts an meiner Liebe zu dir. Die Liebe, die ich für dich empfinde, wird meinem Herzen nicht angezogen. Es ist nicht plötzlich weniger da.“


Kann ich nicht sagen, muss ich erst nackt sehen – Max & Jakob

Das Buch von Max und Jakob ist quasi ein kleiner Ratgeber, ein Podcast in geschriebener Form. Die beiden beantworten Hörermails in Dialogform und spielen Doktor Sommer des 21. Jahrhunderts – irgendwie. Wie ich bereits in meinen Podcastempfehlungen geschrieben habe, kommt manchmal der Chauvinismus bei den beiden durch und natürlich würde ich nicht alles so unterschreiben, wie sie es wiedergeben. Sie entwickeln sich aber weiter, werden erwachsener – und das merkt man auch im Buch. Der Gedanke, Frauen und Männern bei Liebesproblemen und Kommunikationsschwierigkeiten zu helfen, ist sympathisch, nahbar und gibt bestimmt vielen das Gefühl, mit ihren Problemchen nicht alleine zu sein.

2 Comments

  • Reply Sandra Slusna 27. Februar 2019 at 19:19

    Super Post, danke sehr für die Tipps!!! <3

  • Reply Marleen 27. Februar 2019 at 21:59

    Coole Bücher, Danke für die Tipps

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