Meine erste Solo Reise

Solo Reise

Vor kurzem bin ich meine erste, richtige Solo Reise angetreten, zum ersten Mal in ein Flugzeug gestiegen mit dem Wissen, dass ich sowohl während der Hinreise, als auch am Zielort für mich sein würde. Obwohl ich ein Mensch bin, der sehr gut alleine sein kann und auch kein Problem damit hat, neue Leute kennenzulernen, hatte ich doch kurz vor der Abreise ein leicht mulmiges Gefühl.

Ich hatte keine Angst vor dem Flug, vor dem Alleinsein oder davor, keinen Anschluss zu finden. Viel mehr hatte ich Angst vor meiner eigenen Erwartungshaltung. Durch unseren wunderschönen Surfurlaub im Sommer hatte ich ein Bild in meinem Kopf, das eigentlich kaum mehr zu toppen war – eine Woche mit super coolen Menschen, tollen Surfsessions, lustigen Ausgehabende und dem Zusammensitzen jeden Abend. Ich hatte Angst, dass es diesmal anders sein würde und dass ich am Ende enttäuscht feststellen würde, dass sich meine Erwartungen nicht erfüllt haben.

Ich glaube, dass diese Einstellung auch sehr repräsentativ für meine Persönlichkeit ist, wenngleich es in der Vergangenheit viel schlimmer war. Früher habe ich immer etwas gebraucht, auf das ich mich freuen kann. Wenn das Ereignis dann vorbei war, hatte ich jedes Mal eine kleine Sinnkrise und musste mir sofort etwas Neues suchen, auf das ich hin fiebern konnte. Wenn meine Erwartungen nicht erfüllt wurde (die offen gesagt oftmals sehr hoch angesetzt waren), dann war meine Enttäuschung riesig. Über die Jahre ist dieser Persönlichkeitszug auf jeden Fall weniger präsent geworden, aber hin und wieder erwische ich mich noch dabei, wie ich mir ein gedankliches Konstrukt aufbaue, das einen riesen Druck mit sich bringt.

Kurz vor dem Abflug habe ich meine Haltung ein wenig reflektiert und beschlossen, mich einfach darauf einzulassen – mir bewusst zu machen, dass es nicht „die eine gute Erfahrung“ gibt, sondern, dass jede Reise ein kleines Abenteuer ist, egal, wie sie verläuft.

Und soll ich euch was sagen? Genauso wars’ dann auch! Das Surfcamp war ganz anders als im Sommer, die Menschen waren anders, es war ein wenig ruhiger, das Surfen war schwieriger und man hat ganz leicht die Nostalgie gespürt, die das Ende der Surfsaison mit sich gebracht hat. Trotzdem war es wunderschön, interessant, lustig und wahrer Balsam für die Seele. Ich habe gelernt, schwierigere Wellen zu surfen, habe interessante Gespräche mit den unterschiedlichsten Menschen geführt, coole Leute ins Herz geschlossen, super gut gegessen, bin über meinen Schatten gesprungen und habe mich mal wieder auf Französisch unterhalten, habe mir ein Tattoo stechen lassen und mich ein paar Mal selbst herausgefordert. Ich habe 3 Bücher gelesen, Hörbücher und Podcasts gehört und auch mal Zeit alleine verbracht. Meine Angst, dass sich meine Erwartungen nicht erfüllen würden, war am Ende ganz unbegründet, weil ich beschlossen habe, die Geschichten selbst zu schreiben.

5 Comments

  • Reply Sandra Slusna 4. November 2018 at 20:45

    Das hört sich super an! Ich kenne das auch, war jetzt ja auch 2 Wochen in Brighton und es hat einfach so gut getan. Man hat einfach so viel mehr Zeit für alles, das glaubt man so gar nicht und obwohl ich ein Mensch bin, der kaum alleine sein kann, genieß ich doch die Momente, die ich dann alleine bin.

    • Reply Julia Vogel 8. November 2018 at 10:14

      Jaa ich hab das auch so genossen! Wenn man die Möglichkeit hat, für sich, aber auch unter Menschen zu sein 🙂

  • Reply steffiffi 6. November 2018 at 11:28

    so schön geschrieben. Da bekommt man richtig Sehnsucht nach Meer. lg

  • Reply Anja 21. November 2018 at 10:12

    Hey, kennst du vielleicht das Vegan Surfcamp in Frankreich?
    https://www.animalfair.at/ee-eintraege/vegan-surf-camp/
    Finde ich sehr interessant und würd egrn ein paar Erfahrungsberichte hören 🙂

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