Wie Anna sich nach einem Schlaganfall mit 30 zurückkämpft – Heroine Stories

Schlaganfall mit 30

„Sie werden wieder gesund.“ Das ist alles was ich wissen musste. Dieser Satz hat mir genug Kraft gegeben mich auf meine Situation einzulassen, sie zu akzeptieren und mich gleichzeitig motiviert alles dafür zu geben schnell wieder gesund zu werden. Dass der Weg dort hin nicht einfach sein würde, viel Geduld und Durchhaltevermögen braucht, war mir bewusst. Ich hab mir ständig vor Augen gehalten, dass ich Glück hatte, mich hätte es schlimmer treffen können. Wäre meine Nachbarin nicht gleich zur Stelle gewesen, wäre ich wohlmöglich im Rollstuhl gelandet oder schlimmeres, an das ich jedoch keinen Gedanken verschwenden möchte, denn es ist nicht so.

Einen Tag nach meinem Flug von LA nach Wien, war mir plötzlich schwindelig, so schwindelig wie nie zuvor. Ich dachte an Jetlag und einen Kreislaufkollaps, doch nicht an einen Schlaganfall. Mit 30 kann man doch keinen Schlaganfall haben… doch! Ich rief meine Mama an, da ich keine Ahnung hatte was mit mir los war. Sie meinte, ich solle sofort jemanden anrufen der zu mir kommen kann. Meine Nachbarin war Gott sei Dank zuhause. Als ich zusammengebrochen bin, rief sie die Rettung.

Im Krankenwagen war meine einzige Frage, wo sie mich wenn hinbringen würden: „Ins AKH Wien“. „Können sie mich nicht in ein anderes Krankenhaus bringen?“ „Nein, tut mir leid, das ist am nähesten und hat Bereitschaft.“ Meine Gedanken kreisten. Sie brachten mich in das Krankenhaus indem mein Bruder vor 4 Jahren verstarb. Das Krankenhaus, an dem ich nicht mal vorbeifahren konnte. Ich mied es, fuhr nicht mehr mit der U6 und machte ständig einen großen Bogen drum herum. Tja, da lag ich nun, an gefühlt tausend Schläuchen dranhängend und der einzige Gedanke: „Meine arme Mama muss mich so sehen, in diesem Krankenhaus.“

Meine linke Seite funktionierte nicht mehr. Meine Finger waren regungslos und ich konnte nicht mehr alleine gehen. Man musste mir beim Anziehen, beim Duschen und beim Essen helfen. Messer und Gabel halten, Haare waschen, Socken anziehen, Schuhbänder binden…. alles undenkbar. Als ich im Bett lag und mich auf die rechte Seite drehen wollte blieb meine linke Schulter samt Arm liegen, ich musste mit rechts nachhelfen… es war ein komisches Gefühl. Ich fühlte mich hilflos, akzeptierte jedoch dieses Gefühl und nahm jede Hilfe dankend an.

Binnen von 11 Tagen habe ich gelernt mich wieder selber auf den Beinen zu halten. Ich hab geübt, hab im trostlosen AKH meine kleinen Runden gedreht nach denen ich mich fühlte als wäre ich einen Halbmarathon gelaufen.

Ich machte eine ambulante Reha in Oberösterreich, damit ich bei meiner Familie sein konnte. Die ersten beiden Male brachten mich noch meine Eltern hin, dann wollte ich es alleine schaffen. Obwohl ich noch nicht gut gehen konnte fuhr ich mit den Öffis zu meinen Therapiestunden. 4 Monate lang.

Ich sehe diese aufgezwungene Pause als ein Geschenk. Ich weiß heute wer ich bin, kenne meinen Körper und meinen Geist, weiß, welche Ziele ich habe und habe gelernt zu tun und nicht ständig nur darüber zu reden. Ich möchte andere motivieren, die ähnliches erlebt haben und vielleicht nicht so gut damit umgehen können. Ich möchte generell den Leuten den Wert des Lebens vermitteln, welche Dinge wichtig sind und welche nicht. Man macht sich oft über die kleinsten Probleme die größten Sorgen und vergisst dabei wie gut es einem eigentlich geht. Ich habe mich entschlossen, die Ausbildung zum Mental Trainer zu machen, um genau das, was ich sowieso schon mache, auf professionellem Wege zu tun.

Fast ein Jahr ist es nun her und ich hab schon so viel geschafft, ich hab mich aufgerappelt und gekämpft, hab keinen Gedanken daran verschwendet wie arm ich nicht bin. Hab meine Situation akzeptiert und meine Einstellung zum Leben geändert: Es ist so, man kann es nicht ändern, also mach das beste draus. Diese Einstellung verkörpere ich nach wie vor. Klar bin ich nicht mehr so fit wie früher, werde total schnell müde, kann noch immer nicht richtig laufen, was sich total komisch anfühlt, weil ich früher gerne, viel und lange gelaufen bin, aber ich arbeite daran. Ich bin nicht mehr so belastbar wie früher, bin schnell überfordert und muss mich damit abfinden, dass wahrscheinlich mein Leben lang Blutverdünner nehmen muss. Aber ich bin gesund, hab ein Dach über dem Kopf und eine Familie, die alles für mich bedeutet.

3 Comments

  • Reply steffiffi 15. Mai 2019 at 12:00

    Sehr bewegende Geschichte. Bemerkenswert, dass Anna trotz allem noch positiv ist. Ich wünsche weiterhin alles Gute.

    • Reply Julia Vogel 17. Mai 2019 at 11:33

      Sie ist wirklich eine außergewöhnliche Person! 🙂

  • Reply satta matka 17. Juli 2023 at 8:49

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