Unfollow me – wie ihr Instagram nutzen solltet

Bestimmt ist euch die Debatte um die Wirkung von Instagramchannels auf junge Frauen bzw. die Darstellung von Geschlechterklichees auf Instagram nicht entgangen. Bestimmt habt ihr mitbekommen, dass eine Studie gezeigt hat, dass Frauen, die Instagram nutzen beziehungsweise einigen der größten Instagramsternchen folgen, mehr Wert darauflegen, schlank zu sein. Das Ganze hat mich nachdenklich gemacht und hat einem Thema die Krone aufgesetzt, über das ich schon länger nachgedacht habe.

Auslöser meines Gedankenvorgangs war ein Uniseminar zum Thema „Medienwirkungsforschung“ und selektives Nutzungsverhalten. Durch das Seminar und die Inhalte habe ich einen Standpunkt entwickelt, auf den ich später genauer eingehen werde. Die Sache ist die: ich kenne Social Media von beiden Seiten. Ich agiere täglich als Nutzerin, aber auch als Content Creator und bilde mir zumindest ein, dadurch einen guten Rundumblick zu haben. 

Zwei Seiten der Medaille

Ich stehe dem ganzen inszinierten Instagramwahnsinn ebenfalls kritisch gegenüber. Natürlich ist es beschissen, dass es so viele Frauen da draußen gibt, die aus einem gesellschaftlichen Druck heraus ihre Bilder facetunen und photoshoppen. Es ist gefährlich, wie perfekt viele Instagrammer sich selbst und ihr Leben darstellen und teilweise ist es auch schade, dass genau dieser „überperfekte“ Content so ausgezeichnet funktioniert. Am Ende des Tages ist das aber nur eine Seite der Medaille. Für jeden inszenierten, perfekten Instagramaccount gibt es jemanden, der nicht nach Perfektion, sondern Realness strebt. Für jede superschlanke, supersportliche Frau im Bikini gibt es jemanden, der einen anderen Körpertypen hat, keinen Sport macht und Body Positivity lebt. Welche Art von Content und welche der beiden Personen in eurem Instagramfeed erscheint, das entscheidet nur ihr.

Instagram richtig nutzen

Einen weiteren Denkanstoß hat mir die Story einer Bloggerin gegeben, die darüber gesprochen hat, wie sehr sie sich persönlich durch die „Overarchiever“ Stories einiger Bloggerinnen unter Druck gesetzt fühlt. Obwohl sie selbst festgestellt hat, dass ihr die Inhalte nicht guttun, hat sie nicht die Konsequenzen gezogen und auf Unfollow gedrückt. 
Zur selben Zeit habe ich eine Nachricht von einer Followerin bekommen, die bekrittelt habe, dass ich öfters Stories unter dem Motto „Hustle Mode“ poste und erzähle, wie viel ich an einem Tag mache. Laut ihr gab es einige Fälle von Jugendlichen, die durch die Postings von Influencern ein Burnout bekommen hatten. 
Ich habe auch einige Follower, die bei jedem Essen, jeder Sportstory, jedem Posting zum Thema „Fitness“ lange Nachrichten schreiben, genau wissen wollen, wie viel ich esse, was ich mache und wie ich trainiere. Sie lassen sich so offensichtlich davon unter Druck setzen, dass es mir im Herzen weh tut.

In all diesen Fällen habe ich irgendwo noch Verständnis für die Ansichten und die Probleme der Personen. Trotzdem möchte ich sie am liebsten schütteln und sie fragen, warum zur Hölle sie Inhalte rezipieren, die ein schlechtes Gefühl auslösen. Aus Influencersicht kann ich sagen, dass es wahrscheinlich immer Postings geben wird, die aus irgendeinem Grund etwas in einer Person triggern – weil jeder unterschiedliche Erlebnisse gemacht hat und sein Päckchen mit sich trägt. Genau aus dem Grund ist es überhaupt nicht möglich, auf alles Rücksicht zu nehmen. Ich überlege mir sehr gut, was ich nach draußen in die Welt sende und wie ich meine Inhalte formuliere, aber zum größten Teil liegt die Verantwortung beim Rezipienten. 

Unfollow if…

Egal, ob es um Lernen, Arbeiten, Sport oder das vermeintlich perfekte Körperbild geht – wenn euch die Person nicht guttut, dann sollte sie nicht jeden Tag in eurem Instagramfeed auftauchen. Ihr könnt ganz einfach entfolgen, oder auch die Postings stumm schalten, falls ihr aus irgendeinem Grund Follower bleiben müsst/wollt. Wenn euch beispielsweise meine Sportpostings ein schlechtes Gefühl geben, weil ihr in der Vergangenheit Probleme mit einer Essstörung hattet, dann zieht bitte die einzig richtige Konsequenz und entfolgt mir. Genau das habe auch ich vor einigen Monaten gemacht. Ich bin jedem Fitnessblogger entfolgt, der mir das Gefühl gegeben hat, nicht sportlich/schlank/gesund genug zu sein oder dessen Körpertyp für mich schlichtweg unerreichbar war. Seitdem fällt es mir viel leichter, meinen eigenen Körper zu akzeptieren und meine Phasen, in denen ich mit meinem Körperbild kämpfe, werden immer seltener. 

Mediennutzungskompetenz mitgeben

Mir ist natürlich auch bewusst, dass ich vom Standpunkt einer mehr oder weniger erwachsenen Frau spreche und dass Mädels, die 10 Jahre jünger sind, noch nicht die nötige Reife und Mediennutzungskompetenz haben, um zu unterscheiden, was ihnen guttut und was nicht. Deshalb aber den Content anzuprangern und an der Stelle nach einer Lösung zu suchen, ist aber meiner Meinung nach nicht zielführend. Viel eher sollte man Kindern und Jugendlichen schon im jungen Alter beinbringen, mit Medien umzugehen. Mit Sicherheit sollte man auch bewusst darauf aufmerksam machen, dass Instagram schlichtweg kein Abbild der echten Welt ist. Die Quintessenz des Ganzen bleibt für mich aber: du bist Nutzer, du hast in der Hand, welche Inhalte du konsumierst, du musst dir über die Konsequenzen und die Wirkung auf dich bewusst sein. 

6 Comments

  • Reply Nina 3. Februar 2019 at 21:45

    Wow! Extrem starker Beitrag, finde ich richtig richtig gut. Und so wahr!

  • Reply Sandra Slusna 4. Februar 2019 at 10:53

    Wahre Worte! Freut mich, dass ich auch teilweise ich zu diesem Beitrag beitragen konnte, damit es Menschen bewusster wird, was für eine Auswirkung Instagram auf unsere Gesellschaft hat.

  • Reply Julia x 4. Februar 2019 at 19:02

    Ein toller Beitrag! Und das ist die Wahrheit. Menschen, die dir im richtigen Leben nicht gut tun, mit denen triffst du dich doch auch nicht täglich, also warum Influencern Folgen und täglich im Startfeed sehen, wenn sie dir nicht gut tun und dich negativ beeinflussen ‍♀️

  • Reply Sandra 5. Februar 2019 at 9:34

    Hallo Julia,

    normalerweise bin ich stille Leserin, aber Danke für deine Postst, die bei allen ein bisschen Bewusstsein schaffen und einen ausbildenden Charakter haben! Durch diesen Strudel an Social Media ist uns allen, mir eingeschlossen, oft gar nicht bewusst, was gewisse Bilder und Stories mit uns anstellen und wir sie insgeheim versuchen auf unser eigenes Leben umzulegen. Einfach zufrieden sein mit dem, was man hat und falls nicht – if you don’t like it, leave it or change it!

    Liebe Grüße aus Graz
    Sandra

  • Reply Marie 6. Februar 2019 at 21:59

    Hallo Julia,
    einen tollen Artikel hast du da gepostet!
    Ich mag deinen Instagram Account persönlich total gerne, weil du sehr authentisch wirkst und mir deine Bilder ästhetisch gut gefallen 🙂
    Hab noch einen schönen Abend.
    Liebst, Marie <3

  • Reply gate io 9. Februar 2023 at 6:46

    Your article helped me a lot, thanks for the information. I also like your blog theme, can you tell me how you did it?

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