Müssen wir noch über Ernährung sprechen?

über Ernährung sprechen

Als ich meinen Blog gestartet habe, lag mein Fokus auf Ernährung, Sport und dem Fitnesslifestyle. Es war ein großes Thema auf hier auf meinem Blog und vor allem auch in meinem Leben und ich habe sehr viel Zeit und Energie in diese Dinge gesteckt. So viel Zeit und Energie, dass sich mein Essverhalten irgendwann in eine sehr extreme Richtung entwickelt hat. 

Ich war nie gefährlich dünn, habe nie tagelang gehungert und mich auch nie nach dem Essen übergeben. Ich hatte keine Essstörung im klassischen Sinne, aber definitiv ein gestörtes und ungesundes Verhältnis zu Ernährung, Sport und meinem Körper. Irgendwann habe ich gemerkt, dass diese Einstellung immer mehr mein Leben kontrolliert und mir viel Lebensfreude und Energie raubt. Ich habe begonnen umzudenken, habe Verhaltensmuster verändert und Schritt für Schritt habe ich versucht, wieder lockerer mit meinem Training und meiner Ernährung umzugehen. Da ich zu dieser Zeit schon meinen Blog hatte und aktiv Posts verfasst habe, habe ich euch auch ein bisschen daran teilhaben lassen. Natürlich geht so etwas nicht von heute auf morgen und viele Dinge lassen sich schwer ablegen oder bleiben im Hinterkopf bestehen – gerade, wenn man, wie ich, ein Mensch ist, der keine halben Sachen macht und die Einstellung „Ganz oder gar nicht“ vertritt. So hatte ich zwar irgendwann wieder ein absolut gesundes Gewicht, bin wieder gerne Essen gegangen, hatte kein Problem mehr mit Rest Days und musste nicht mehr zwanghaft einem bestimmten Trainingsplan folgen. Nach wie vor war mein Leben aber sehr von Ernährung und Fitness bestimmt. Versteht mich nicht falsch – bis zu einem gewissen Grad ist es natürlich gut, sich mit seiner Ernährung auseinanderzusetzen und auch beim Sport Disziplin an den Tag zu legen. Für mich hat dieser Fokus aber bedeutet, dass ich ständig daran gedacht habe, wann ich trainiere, wann ich was esse, was ich schon gegessen habe, wie hochwertig meine Nahrung war etc. etc. etc. Ich habe meinen Selbstwert daran gemessen, wie gut ich mich in dieser Woche ernährt habe und war innerlich aufgewühlt, wenn jemand einen noch so harmlosen Kommentar zu meiner Ernährung und meinem Körper gemacht hat. Das alles war für lange Zeit mein Alltag und auch, wenn es mit der Zeit immer besser wurde, hat es mich hin und wieder noch eingeholt.

Mit der Zeit habe ich vieles überdacht, meine Prioritäten neu gesetzt und mich weiterentwickelt. Ich bin um ein hundertfaches entspannter geworden und habe heute eine komplett andere Einstellung zu Ernährung und Sport.

Natürlich verstehe ich, dass die Nachfrage nach Beiträgen zu Ernährung und Sport immer noch vorhanden ist und das Thema viele von euch interessiert – schließlich habe ich auch damit begonnen und immer viel Herzblut in meine Blogposts über den Fitnesslifestyle gesteckt.

Ich ernähre mich immer noch gesund, mache viel Sport und versuche, meinen Körper so gut wie möglich zu behandeln, aber es hat keinen so hohen Stellenwert mehr in meinem Leben – und darüber bin ich sehr froh. Es gibt Phasen, in denen mache ich 6 Mal die Woche Sport, habe eine beinahe perfekte Ernährung und einen idealen Schlafrhythmus. Hin und wieder kommt es aber auch vor, dass ich in einer Woche 3 Mal feiern gehe, kaum Sport mache und mich gefühlt von Brot und Chips ernähre. Mein Speiseplan sieht jeden Tag anders aus, ich esse nicht immer zur selben Zeit und habe auch keinen festen Trainingsplan. Stattdessen trainiere ich so, wie es mir Spaß macht, höre beim Essen auf meinen Körper und habe eine intuitive, natürliche Balance. Im Großen und Ganzen bin ich mit meiner Figur zufrieden, fühle mich fit und gesund und bin vor allem eines: glücklich und ausgeglichen. Es ist mir immer noch wichtig auf mich zu achten, aber es bestimmt nicht mehr mein Leben und ich habe erkannt, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt.

Meine veränderte Einstellung bringt auch mit sich, dass ich lieber über andere Themen spreche, als Sport und Ernährung. Das soll nicht heißen, dass ich nie wieder einen Beitrag dazu verfassen werde, aber der Fokus liegt einfach wo anders. Statt über mein Essen der letzten Tage und meinen routinierten Sportplan zu sprechen, möchte ich euch lieber erzählen, was mich bewegt, was mich glücklich gemacht hat oder mich inspiriert. Ich möchte euch zum Nachdenken anregen, möchte meine Gedanken mit euch teilen und über Themen sprechen, die eine gewisse Relevanz für die Welt haben – oder zumindest für meinen kleinen Mikrokosmos. Texte entstehen ja doch auch aus einem Impuls heraus und ich muss zugeben, dass der einfach viel stärker ist, wenn mich ernstere Themen beschäftigen. Veganismus oder auch ein relativ nachhaltiges Essverhalten gehören für mich definitiv dazu, aber eben nicht mehr das typische „Das hab ich heute gegessen, so habe ich diese Woche trainiert“. Ich hoffe, dass ihr meinen Standpunkt versteht und vielleicht nachvollziehen könnt, wieso ich mich weiterentwickelt habe und warum das auch meine Themenwahl beeinflusst.

5 Comments

  • Reply Pauline 22. November 2017 at 19:58

    Ich finde es total schön wie offen und ehrlich du mit dir selbst und hier in diesem Beitrag umgehst. Denn genau wie du sagst, haben wir noch keine Essstörung aber eine gestörte Beziehung zu Essen und Sport, wenn es unser Leben bestimmt und wir uns zu viele Sorgen darum machen. Ich erwische mich auch immer mal wieder dabei so zu denken und muss mir dann erstmal wieder klar machen, das ich zwar ein gesundes Leben will und dazu Sport und gesundes Essen gehört, aber auch ein gesunder Kopf dazugehört!
    Mir macht gesunde Ernährung persönlich auch total Spaß, aber vor allem im Alltag hat man nun mal nicht immer Zeit super gesunde Sachen zu kochen und auch wenn ich Bewegung brauche und gerne Yoga mache, weil es mich entspannt ist es nur Stress-Fördernd wenn ich die ganze Zeit Angst habe meinen Sportplan nicht einhalten zu können!

    Schön, dass du es mal so ehrlich in einen Beitrag formuliert hast und dieses verkrampfte Denken zu diesen Themen auch nicht als gesund ansiehst!

    Liebe Grüße
    Pauline <3

    http://www.mind-wanderer.com

  • Reply Sandra Slusna 22. November 2017 at 21:02

    Total schön geschriebener Post liebe Jules! Ich danke dir sehr für all die Motivation und Inspiration. Ich habe mich ja auch dank dir weiterentwickelt und einen großen Schritt in meiner Ernährung und meiner Einstellung zu Essen gewagt und das weißt du auch. Ich bin immer noch nicht gesund, aber habe eine viel lockerere Einstellung zu essen und esse was ich will. Ich bin dank dir vegan geworden und danke dir dafür, da diese Entscheidung zu den besten meines Lebens gehört! Zwar interessieren mich Beiträge über Ernährung und Co. auch, aber ich finde Beiträge übers Glücklich Sein, Gedanken, Ausgeglichenheit etc. viel wichtiger fürs Leben und Glücklich sein und deswegen finde ich es gar nicht so schlimm, dass du dich auf diese Weise weiterentwickelt hast und dich jetzt eben andere Themen interessieren.
    Ich wünschte, ich hätte eines Tages selbe Einstellung zum Sport und Essen wie du. <3
    Liebe Grüße, Sandra

  • Reply Anniiitschka 23. November 2017 at 10:47

    Super super super! Ich war gestern Abend schon ganz gespannt, als du in deinen Stories den Post angekündigt hast und konnte ihn jetzt endlich lesen.
    Ich finde es super, dass du ein „gesünderes“ Verhältnis zur Ernährung und zum Sport gefunden hast. Ich habe das Gefühl, wir machen uns gerade heutzutage viel zu viele Gedanken um unser Essen. Oder vielleicht eher solche, auf die es weniger ankommt. Klar sollte man wissen, was auf den Tisch kommt, woher es kommt und was es einem Gutes tut. Aber als Ottonormalverbraucher sollten wir nicht über Nacht zum Ernährungsexperten mutieren, der jedes Gramm seiner Mahlzeiten akribisch plant.
    Unser Körper weiß, was er braucht, wir müssen eben nur lernen, auf ihn zu hören und ihn dann mit Sachen zu füttern, die ihm gut tun 🙂

    Liebe Grüße
    Anne

  • Reply oceantreelover 23. November 2017 at 11:32

    Sehr cool, find ich super 🙂

  • Reply Lara 23. November 2017 at 19:55

    Die Veränderung, die du in dem Beitrag beschreibst habe ich schon seit einer ganzen Weile bei dir und auch bei anderen Bloggern bemerkt und ich finde es klasse! Es war ehrlich gesagt auch ein Grund dafür, warum ich meinen eigenen Blog gestartet habe.

    Ich war immer schlecht darin eine Routine diszipliniert durchzuziehen und ich dachte es sei lächerlich, wenn eine Person, die so ist wie ich, bloggt. Aber ich lag falsch. Durch dich habe ich gesehen, dass auch persönliche Geschichten, die einem zum Nachdenken bewegen, sehr gut ankommen und es nicht immer Fitness- und Foodbeiträge sein müssen.

    Mach weiter so!
    Liebe Grüße,
    Lara
    http://aboutalifelover.wordpress.com/

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